Eine kleine Schraube hilft gegen einen Knick-Senk-Fuß

Prof. Dr. Joachim Grifka

Prof. Dr. Joachim Grifka

Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg.   

Foto: Asklepios Klinikum Bad Abbach



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Es hört sich lustiger an, als es für die betroffenen Kinder ist. Der Knick-Senk- oder Knick-Platt-Fuß. Dabei knickt die Ferse nach außen und das Fußgewölbe flacht sich ab.

Er ist einer der häufigsten Gründe zum Besuch bei einem Kinderorthopäden. Professor Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg am Standort Bad Abbach:           

Professor Dr. Joachim Grifka:    

Knick-Senk-Füße und Plattfüße kommen im Kindesalter häufig vor. Allerdings sind solche Fußformen bei Kindern meist normal und der Fuß entwickelt sich bis etwa zum zehnten Lebensjahr zur korrekten Fußform.  Auch beim flexiblen Plattfuß, der ein Einknicken des Rückfußes sowie eine Verdrehung des Vorfußes zeigt, kommt es im Laufe der Jahre oft zu einer spontanen Korrektur.

Eine Verbesserung ist erkennbar, wenn die Ferse im Zehenstand aus der Knickfußstellung aufgerichtet wird. Beim fortschreitenden Knick-Senk-Fuß und Plattfuß bleibt diese Entwicklung aber aus und es kommt zu einer Verstärkung der Fehlstellung der Ferse, oft sogar begleitet von einer Verkürzung der Achillessehne.      

Professor Dr. Joachim Grifka:    

Aus der Fehlstellung der Ferse entsteht die Abflachung des Fußlängsgewölbes , der Fußinnenrand senkt sich zum Boden ab.  Diese Veränderung bei Kindern und Jugendlichen ist kein kosmetisches Problem, sondern führt unbehandelt in späteren Jahren zu Beschwerden und sollte daher behandelt werden.

Die Behandlung von Fehlstellungen bei Zehnjährigen sollte nicht auf später verschoben werden, denn wenn der Fuß ausgewachsen ist, können nur noch große Operationen mit einer langen Nachbehandlungsphase angeboten werden.

Bei Kindern ist erfreulicherweise eine minimal-invasive Operation möglich, die - je nach Entwicklungsstand des Kindes - ab einem Alter von ca. zehn Jahren realisierbar ist. Professor Dr. Grifka.     

Professor Dr. Joachim Grifka:    

Kleine Schraube, große Wirkung könnte man sagen. Über einen kleinen Schnitt von ca. 2 cm Länge wird eine kleine Schraube in das Fersenbein eingebracht. Dadurch kommt es zu einer Blockierung der krankhaften Fehlstellung im unteren Sprunggelenk. Die Kinder gehen anschließend einige Tage an Unterarmgehstützen. Ca. 10 Tage nach der Operation kann zur Vollbelastung übergegangen werden. Die Korrektur ist sofort sichtbar.

Nach ca. 2 – 3 Jahren werden diese Schrauben wieder entfernt. Der Zeitpunkt hängt auch vom Alter des jeweiligen Kindes ab.  Sind die Plattfüße aber durch einen Unfall entstanden oder liegen knöcherne Fehlbildungen vor, wird von dieser Art des Eingriffes allerdings abgeraten!    

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Fotos: © NN